Sonntag, 26. April 2020

Harald Glööckler zum Thema: Individualität



Foto © QVC

Zur Person: Harald Glööckler, Modedesigner und Unternehmer.

Ich würde sagen, dass ich mich zu jenen zähle, die oft das tun, was sie wollen. Wenn ich bedenke, was ich schon mal alles sein wollte und was ich dafür unternommen habe, wäre ich, hätte ich alles zielstrebig durchgezogen, wahrscheinlich ein Dr. Universalis. Die vielen Interessen und die Neugier auf das Leben haben mich immer bestimmt. Das dies nicht immer einfach für meine Freunde und die Familie gewesen ist, habe ich oft genug gespürt. Ausgelebte Individualität stellt jeden, der den Weg konsequent geht, vor eine große Herausforderung. Sie setzt ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für das eigene Leben voraus. Wie dieses Verantwortungsbewusstsein aussieht und wie angestrebte Individualität das Leben reicher macht, dazu gibt uns das Interview mit Harald Glööckler tiefe, so wie stark reflektierende Antworten. 


Wie ist die Definition von Persönlichkeit für Sie persönlich?


Persönlichkeit ist für mich Inbegriff dessen, wer wir sind. Unsere Seele, wenn man so will. Was uns ausmacht, unsere Wünsche, Meinungen, Emotionen, Ziele, Talente, Triebe, unser Umgang mit anderen Menschen. Persönlichkeit zu haben, bedeutet auch, Integrität zu besitzen und zu seiner Meinung zu stehen.

Welche Konflikte gibt es in der Reife eines Charakters?


Viele Menschen sagen, dass sich der Charakter eines Menschen niemals verändert. Ich sage: Nur dumme Menschen verändern sich nicht. Sicher steckt vieles von dem, was wir sind oder noch werden, in uns selbst und verändert sich kaum. Ich bin jedoch sicher, dass wir von unserem sozialen Umfeld maßgeblich beeinflusst werden. Je nachdem natürlich, wie sehr wir uns daran anpassen. Reift ein Charakter, kann dies auch Konflikte mit sich bringen. Manchmal ist das soziale Umfeld nicht im Stande, diese Veränderung zu begreifen oder will sie nicht akzeptieren. Wer sich selbst nie verändert, kann nicht verstehen, warum dies andere Menschen tun. Ich jedoch bin der Meinung: Stillstand bedeutet Rückschritt!

Ist Konformität nicht manchmal leichter zu ertragen?


Sicherlich ist es manchmal leichter, sich anzupassen und mit dem Strom zu schwimmen. Ich persönlich habe dies jedoch nie getan. Ich bin kein Mensch, der immer den einfachsten Weg geht. Ich bin der Meinung, dass man zu sich selbst stehen und sein Ding durchziehen muss. Wer immer nur everybody’s darling sein will, ist irgendwann everbody’s Depp!

Was macht für Sie einen Individualisten aus?


Ein Individualist möchte kein Mitläufer sein, sondern als eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen werden. Ein Individualist legt sehr viel Wert darauf, seine Persönlichkeit auszudrücken und scheut nicht davor, seine Meinung kundzutun, auch wenn diese nicht die Meinung der Mehrheit widerspiegelt. Er ist frei von Konventionen. Ein Individualist muss vor allem auch mutig sein und ein dickes Fell besitzen.

Sollte die Gesellschaft Individualität noch mehr fördern, als sie es bisher tut? Und falls ja, warum?


Ich denke ja. Individualismus ist die Basis von Kreativität. Ohne Individualisten, die Wege gegangen sind, die noch keiner vor ihnen ging, gäbe es keinen Fortschritt.

Wie stellen Sie sich ein perfektes, individuelles Leben vor?


Ein perfektes Leben gibt es nicht. Wissen Sie, irgendwann habe ich mir gesagt: Das Leben ist eine Tragödie. Also machen wir lieber eine Operette draus. So schön wie möglich, so elegant wie möglich. Dann ist es wunderbar. Ich mache mir mein Leben so, wie es mir gefällt. Ganz gleich, was andere davon halten.

Was sind die Risiken solch eines Lebensstils? Und sind sie es wert?


Risiken gibt es überall– wer nichts riskiert, der gewinnt auch nichts! Würde ich mein Leben nicht zu einhundert Prozent so leben, wie ich es für richtig halte, dann stände ich heute nicht dort, wo ich bin. Ich habe mich schon früh ganz in meinem Leben bewusst dazu entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen und ich kann Ihnen nur sagen: Ich habe es niemals bereut!

Gibt es Dinge, die ein Individualist nie tun sollte?


Man sollte als Individualist nicht erwarten, dass andere es einem gleich tun. Wer sich anpassen möchte, bitte schön. Wer Kuchen essen möchte, sollte Kuchen essen! Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden.

Welchen Rat, können Sie Kindern und Jugendlichen geben, welche auf Grund ihres "Andersseins" gehänselt, gemobbt werden?


Es ist sehr schwer, da einen allgemeingültigen Rat zu geben. Ich habe mich als Kind nie verbogen oder so getan, als wäre ich jemand anderer. Ich bin auch heute noch der Meinung, dass dies richtig war und dass man immer zu sich selbst stehen sollte. Man muss lernen, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Man muss sich selbst lieben, mit all seinen Eigenheiten, Macken und Fehlern. Nur dann kann man letztendlich glücklich werden.

Und den Erwachsenen unter den „Opfern"?


Der springende Punkt ist: Man darf sich erst gar nicht zum Opfer machen lassen! Man darf diesen Menschen, die nicht akzeptieren können, dass sich die Menschen nicht gleichen wie ein Ei dem anderen, keine Beachtung schenken. Sie sind es nicht wert. Wichtig ist auch die Unterstützung durch andere Menschen. Nur sehr sehr wenige können ganz alleine glücklich werden. Nahezu jeder Mensch braucht andere Menschen zum Glücklichsein. Deswegen kann ich nur raten, sich Unterstützung und Zuspruch von Freunden oder der Familie zu holen. Auch wenn es vielleicht nicht viele Freunde sein mögen, darauf kommt es nicht an. Man braucht immer Menschen, auf die man sich verlassen und auf die man zählen kann. Wie heißt es so schön: Nur gemeinsam ist man stark!

Die ausführlichen Erläuterungen von Harald Glööckler sind ein Anreiz, um sich selbst zu hinterfragen, wo man eigentlich ist und wo man hin will. Jeder von uns ist mit Talenten ausgestattet, welche die Gesellschaft als Ganzes braucht. Wir sollten uns nicht bevormunden lassen, wenn wir hier und da mal vollkommen aus der Reihe tanzen. Wenn wir erfahren, dass wir andere Eigenschaften haben als der Rest um uns herum. Dies ist notwendig für das wachsen und reifen eines Charakters und es macht das Leben bunter, schöner, vielfältiger. 

 Herzlichst Euer 

Adam Worozanski



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